Die Jagstzeller „Kulturgestalten“ haben an drei gut besuchten Vorstellungen dem begeistertem Publikum Theaterunterhaltung vom Feinsten geboten. Mit der Gesellschaftssatire “Gott des Gemetzels“ wurde ein humorvolles, rasantes und auch gesellschaftskritisches Stück der französischen Autorin Yasmina Reza aufgeführt.
Unter viel Applaus würdigten die Zuschauer das Bühnenspektakel unter der professionellen Regie von Hariolf Baumann, der bei seinem Stück mit nur vier Schauspielern auskam. Die vier Akteure tragen mit Ihren allzu menschlichen und hervorragend gespielten Charakteren zu einem authentischen Bild bei, bei dem sich der eine oder die andere Person im Publikum vielleicht wiedererkennt.
Der vergebliche Versuch zivilisiert zu sein

Andreas Schneider spielt Michel den konsensbemühten Metallwarenhändler, der zu Beginn immer vermitteln will, sich jedoch mehr und mehr als Choleriker entpuppt. Seine Frau Véronique verkörpert von Astrid Zwick-Lamprecht versucht mit allzu hohen ethischen Ansprüchen an sich und andere, den Leitfaden vorzugeben und das pädagogische Niveau hochzuhalten. Der skrupellose Anwalt Alain, gespielt von Tobias Brunner, interessiert sich für wenig außerhalb seines beruflichen Alltags und möchte sich von solchen „Nachbarschaftsgeplänkeln“ nicht von seiner wichtigen Tätigkeit abhalten lassen. Seine Frau Annette die von Luisa Haun gespielt wird ist eine seriöse und zuvorkommende Vermögensverwalterin deren perfekte und professionelle Fassade jedoch ebenfalls schnell Risse bekommt und einstürzt.
Mit Liebe zum Detail spielen

Mit viel Liebe zum Detail arbeitet Harry Baumann die Charaktere der vier Akteure gekonnt heraus. Die eher puristisch eingerichtete Bühne lässt viel Raum für die Schauspieler und deren Emotionen und Befindlichkeiten. Die scheinbar kleinen Zwistigkeiten und feinen Risse in den Paarbeziehungen klaffen immer mehr auf und lassen teils humorvoll teils ironisch hinter die perfekte Hülle blicken.
Wie wären wir gerne, wie sind wir und wie möchten wir von anderen wahrgenommen werden? Das sind die zentralen Fragen des Stücks, das die moderne, aufgeklärte Gesellschaft auf die Schippe nimmt. So verbindlich und watteweich wir uns auch geben mögen, am Ende behält einer die Oberhand: Der Gott des Gemetzels.